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Öffentlichkeitsarbeit

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Rainer Wernisch

Öffentlichkeitsarbeit und Jagd
(Zusammenfassung)

Was ist Öffentlichkeit?

Brockhaus-Definition: Die Zugänglichkeit von Veranstaltungen oder Wahrnehmbarkeit von Vorgängen für einen unbegrenzten Kreis von Personen; sie ist das Kennzeichen einer – nicht im parteipolitischen Sinn – freiheitlichen Staatsverfassung.

Warum Öffentlichkeits-Arbeit?
Definition des Begriffes „Arbeit“: Arbeit = Leistung in der Zeiteinheit Öffentlichkeitsarbeit sollte eigentlich keine Arbeit, sondern Selbstverständlichkeit sein. Schließlich wollen wir, dass unsere Passion – die Jagdausübung – allseits anerkannt und akzeptiert wird. Die erwartete Akzeptanz hängt naturgemäß von unterschiedlichen Komponenten ab.

Unterscheiden wir die Öffentlichkeit:
a) innerhalb der gleichgesinnten Freunde (= Jäger)
b) innerhalb der Familie
c) innerhalb des Bekanntenkreises bei den jagdlich Uninteressierten
d) als mediale Öffentlichkeit.

zu a) innerhalb der gleichgesinnten Freunde (= Jäger)
Es ist erstaunlich, wie sorglos manche unserer Weidkameraden (ob es wirklich „Kameraden“ sind, weiß man nicht immer) mit ihren Wortspenden umgehen.
Da sind die, denen offenbar nichts mehr imponieren kann, die schon alles erlebt und dutzende Male allergrößte Gefahren bestanden haben. Sie sind es, die bei den Zuhörern bisweilen das Gefühl allergrößter persönlicher Bedeutungslosigkeit erwecken. Mit staunendem Gesichtsausdruck vernehmen wir die Heldentaten und kommen uns daneben wahrlich „klein“ vor.

Dass derartige, wortgewaltig vorgetragene Jagderlebnisse nicht von allen mit Begeisterung aufgenommen werden, ist nur zu verständlich. Der still seine Jagderlebnisse genießende Weidkamerad hat aber leider nicht immer dieselbe Zuhöreranzahl. Seine bescheiden vorgetragenen Berichte werden jedoch eher nachhaltig – weil nicht protzig – wirken. Damit tragen wir zum Verständnis für die Jagd mehr bei, als im Augenblick zu erkennen ist. Beim stimmungsvollen Vortrag wird auch das Töten des Wildes nicht so sehr im Vordergrund stehen.

zu b) innerhalb der Familie
Unser Verhalten wird von den einzelnen Familienmitgliedern beurteilt. Verständnis kann nur erwartet werden, wenn unser Tun das einzelne Familienmitglied nicht irritiert.
Nach schwieriger Schwarzwildnachsuche schweißdurchtränkt, nach rauschigem Keiler duftend, in einer Wolke von Grünem Veltliner das traute Heim zu beglücken, ist nicht unbedingt dazu angetan, bei Frau bzw. Kindern Verständnis für die Jagd zu erwecken.

Ebenso wenig kann es als positive Öffentlichkeitsarbeit angesehen werden, wenn nach erfolgreicher Niederwildjagd und ebensolchem Schüsseltrieb der ferme Weidmann seine Behausung mit dreckverschmierten Stiefeln und umgeben von einer Wirtshaus-Dufthülle betritt und ausführlich von seinen Wunderdaten bei der Jagd berichtet.
Die Familie wird – hoffentlich – zwar Verständnis für die jagdlichen Aktivitäten aufbringen, Begeisterung dafür wird man aber bei den Angehörigen nicht hervorrufen können.

Behutsames Einführen in die schönen Seiten des Weidwerks sind eher dazu angebracht. Nehmen wir die Kinder einmal zu einem Fütterungsgang mit, erklären wir ihnen das Warum und das Wie! Naturgemäß steht am Ende der Jagd auch der Schuss! Da ist Sorgfalt vonnöten!
Es sollte das Töten als der endgültige Abschluss unserer jagdlichen Tätigkeit erklärt werden. Kinder und Jugendliche verstehen es, wenn man ihnen die Notwendigkeit des Abschöpfens vor Augen führt.

zu c) innerhalb des Bekanntenkreises – bei den jagdlich Uninteressierten
Dieser Personenkreis wird erstaunlicherweise meist als Meinungs-Multiplikator unterschätzt. Vorerst muss zur Kenntnis genommen werden, dass die „Nicht-Jäger“ von vornherein mit unserer Fachsprache nichts anfangen können. Vorsicht! Überfordern Sie die Gesprächspartner nicht mit der Weidmannssprache, die selbst manchen gestandenen Jäger noch in Verlegenheit bringen kann.
Sollte doch einmal ein Jagdbericht im privaten Kreis eingefordert werden, bemühen wir uns doch, notwendige Fachausdrücke in kurzen Worten zu erklären.
Nichts ist unangenehmer, als bei einem Gespräch als Unwissender ausgeschlossen zu sein!

Stellen Sie sich vor, in gemütlicher Runde bei Buschmännern in der Kalahari zu sitzen und deren ausgelassene Stimmung und Gespräche nicht verstehen zu können. Ein Wohlfühlen ist da wirklich nicht möglich!
Der mit protzigem Gamsbart verzierte Jagdhut auf der Ablage im Heck des ebenso protzigen Geländewagens wird bei wenigen Menschen mehr Jagd-Verständnis hervorrufen. Alleine die Tatsache, dass wir eben „Privilegierte“ sind – schließlich dürfen wir mit einer Waffe auch in der Öffentlichkeit auftreten – schürt doch Neid bzw. Missgunst. Ein bescheideneres Auftreten als Jäger tut unserer Sache gut: Verstecken aber braucht sich deshalb niemand – auch wenn manche jagende, im Rampenlicht stehende Persönlichkeiten dies tun!

Die nichtjagende Bevölkerung hat auch wenig Verständnis dafür, dass Terminabsprachen mit einem begeisterten Jäger (und nur von solchen sprechen wir) eher zu größeren Problemen führen. Es ist zwar nicht immer Balz, Brunft oder sonst eine äußerst wichtige Paarungszeit, aber viele Jäger haben eben kaum Zeit, um private Kontakte zu pflegen. Das kann so manchen aus dem Bekanntenkreis echt verärgern, vor allem dann, wenn er – außerhalb der „Weidkameradschaft“ – zu den Freunden zählt!
Öffentlichkeitsarbeit können wir in dieser Gruppe vor allem dadurch leisten, dass wir die ausgezeichnete Qualität des Wildprets immer wieder betonen und dieses auch entsprechend anbieten.
Reden Sie nicht von ihren jagdlichen Aktivitäten, wie
– ich erlege ja nur die alten und kranken Wildtiere;
– ich entnehme der Wildbahn lediglich die schwachen Stücke;
– ich muss Hasen schießen, sonst werden es zu viele und die werden dann krank.
Mit solchen Aussagen machen wir kontraproduktive Reklame für den Verzehr von Wildpret. Oder würden Sie alte, kranke, schwache und von Seuchenzügen bedrohte Schweinsschnitzel gerne am Teller finden?
Gerade in der Gruppe der nichtjagenden Bevölkerung können wir ausgezeichnet wirken. Laden wir einmal einen kleineren Kreis von Bekannten zum Wildessen ein; natürlich werden auch Nicht-Wildpret-Speisen angeboten (die übrigens doch Wildpret sind!). Wildpret muss nicht nach Wild riechen oder schmecken. Die Zeiten des haut gout sind längst vorbei. Ausgezeichnete Wild-Rezepte bieten Gelegenheit, überzeugte Wildpret-Gegner zu bekehren.
Noch eine Aktivität ist im Bekanntenkreis sehr wirkungsvoll: Versuchen wir den Nicht-Jägern doch auch einmal zu erklären, dass Jagdausübung nicht gleichbedeutend ist mit Reichtum. Diese Meinung ist weit verbreitet. Natürlich kostet die Ausrüstung entsprechend Geld, natürlich weiß (fast) jedermann über Abschusspreise im In- oder Ausland Bescheid, natürlich sind Jagdpächter ausschließlich reiche Leute! Das ist die weitverbreitete Einstellung zur Jagd.
Versuchen wir nicht von billigen Waffen, preisgünstigen Abschussgebühren oder echten Schnäppchen bei der Jagdpacht zu reden. Damit lügen wir nicht nur uns selbst an!
Bringen wir unsere jagdliche Passion auf einen für alle verständlichen Nenner: Wir jagen gerne und geben dafür Geld aus, das andere im Golfklub, am Tennisplatz, beim Segeln oder gar im Casino lassen.

zu e) als mediale Öffentlichkeit
Das ist wohl die unberechenbarste Form der Öffentlichkeit. Ganz nach dem Motto „Only bad news are good news!“ erleben wir immer wieder die gewaltige Wirkung der öffentlichen Meinung. Jeder hat sicherlich mehrmals erkennen müssen, dass die Jägerschaft mit Vorliebe zum Ziel bewusst destruktiver Berichterstattung wurde.
Aus eigener Erfahrung möchte ich davon abraten, Journalisten bereitwillig Auskunft über Jagd und jagdlich interessante Menschen zu geben. Es ist erstaunlich, was aus durchaus lauteren Worten und Meinungen negativ zurecht gezimmert werden kann.
Viele werden sich noch an die Serie in einer kleinformatigen Tageszeitung erinnern, die sich mit dem „heißen Eisen“ Jagd auseinandersetzte. Der Journalist F. G. (der volle Name ist bekannt) war Gast bei einer durch mich geleiteten Jagd. Wir hatten ihn bewusst eingeladen, um die Inhalte seiner Serie in gelöster Runde besprechen zu können. Abgesehen davon, dass er sich weigerte, die Anzahl seiner Jahresjagdkarten zu nennen, bestritt er jeden Vorwurf und berief sich auf die journalistische Schweigepflicht seine Informanten betreffend.
Den von mir vehement erhobenen Vorwurf, er hätte weder den Einblick in die Jagd noch sorgfältig recherchiert, missachtete der Mann.
Meine „Vision“, er würde in wenigen Monaten auf völlig anderem Gebiet medienwirksam einen Experten darstellen, wies F. G. entrüstet zurück.
Exakt fünf Monate nach dem „heißen Eisen“ Jagd wurde in der oben genannten Zeitung eine Serie gestartet, die ebenfalls vielen noch geläufig sein wird:
„Atomangst in Österreich“.
Ein weiterer Kommentar scheint überflüssig!

Dass es auch in den Medien Menschen gab und gibt, die sich der Sache Jagd in positiver Hinsicht annehmen, wurde durch Dr. Horst Friedrich Mayer, Detlef Schürr u.a. bewiesen.
Bedauerlich ist jedoch, dass deren Zahl eher gering ist.

Was bleibt also von der Öffentlichkeitsarbeit in den Medien?
Der Einzelne kann, vorausgesetzt er kennt einen Mitarbeiter bei Presse, Rundfunk oder Fernsehen, versuchen Einfluss zu nehmen und die Jagd als das darstellen, was sie in unserem Lebensraum nun einmal ist: gewachsenes Kulturgut!
Vielmehr sind dazu jedoch unsere Verbände aufgerufen, die mit nicht unerheblichen Geldmitteln durch uns ausgestattet sind. Öffentlichkeitsarbeit durch gezielte Information über die Jagd – ohne Beschönigungen, ohne Verschleierungen, ohne Rechtfertigungen (!) – wäre dazu angetan, das Bild der Jagd zurechtzurücken.
Ob wir uns mit Bildern nach der „Nacht des Fuchses“ in der Bevölkerung Freunde schaffen, wenn 50 und mehr erlegte Füchse unsere aufwendige Hegearbeit dokumentieren, stelle ich in Frage. Wie argumentieren wir denn, wenn wir nach der Notwendigkeit dieser gezielten Bekämpfung gefragt werden? Sicherlich dient eine revierübergreifende Aktion dem Aufkommen des Niederwildes und der Erhöhung der Strecke, für den Nichtjäger aber scheint dies nicht gerechtfertigt!

Das alleine aber befreit uns nicht von der Verpflichtung, jederzeit und in verantwortungsvoller Art und Weise für das Weidwerk einzutreten. Letztlich geht es bei der Öffentlichkeitsarbeit ja doch auch um eines:
Welche Wertschätzung bringt mir als Jäger mein Umfeld entgegen?

Abschließend möchte ich noch einen Gedanken mit auf den Weg geben: Wenn wir unsere jagdlichen Handlungen so ausführen, als könnte uns jederzeit jedermann beobachten, dann dürfen wir von Weidgerechtigkeit reden!

Weidmannsheil

Vortrag vom 17. September 2003 im ÖCV – Hubertuszirkel.