Conrad Ferdinand Meyer ist ein Schweizer Dichter des Realismus aus dem 19.Jahrhundert, der aber heute praktisch nicht mehr gelesen wird, geschweige denn den heutigen Schülern vermittelt wird. Nichts desto trotz waren mehrere seiner Werke Vorlage für einige Filme. Niemals aber hätte ich mir träumen lassen, dass ein Geschehen in der heutigen Zeit seiner Romanvorlage folgen könnte. Und zwar handelt es sich hier um seine Novelle „Der Schuss von der Kanzel“, die ich hier in Stichworten schildern will.
Ein Schweizer Priester aus der Ortschaft Mythikon war ein begeisterter Waffensammler und hatte von einem seiner Bekannten ein Terzerol mit einem schwergängigen Schloss erhalten. Um das Schloss leichtgängiger zu machen, trug er die Waffe immer bei sich und machte spielerisch Spannversuche. Um ihm einen Streich zu spielen, wurde die Waffe vor seiner Predigt gegen eine Geladene mit einem leichtgängigen Schloss ausgetauscht. Es ist dann gekommen wie es kommen musste – der Priester hat die Kanzel aufgesucht, seine Predigt begonnen und während der Predigt unter seinem Talar mit dem Terzerol gespielt und einen Schuss ausgelöst. Es ist, Gott sei Dank, nur die Kanzel durchlöchert worden und am Schluss hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst.
Etwas Ähnliches ist meinem Jagdfreund Alex passiert, aber natürlich nicht in der Kirche, sondern in einer seiner Revierkanzeln.
Bekanntlich können sich nächtliche, winterliche Sauenansitze sehr lange ziehen und sehr kalt sein. Um wenigstens nicht frieren zu müssen, hat sich Alex einen dicken Ansitzsack mit einer Innentasche nähen lassen, in der er seine Utensilien verstaut hatte. Unter anderem seinen geliebten Edelstahlrevolver im Kaliber .357Mag. Da er aber natürlich auf seine Sicherheit achten wollte, waren 2 Kammern nicht geladen und der Schlagbolzen ruhte auf einer solchen. Aber irren ist menschlich und das war leider hier der Fall! Der Bolzen war gespannt und die Kammer geladen. Der Ansitz dauerte schon Stunden und der Hunger meldete sich. Alex suchte in seiner Innentasche nach seinem Wurstbrot und………. Krach!… der Schuss ging los. Das Mündungsfeuer verbrannte seinen Ansitzsack, seine Hose sowie noch einigen Tascheninhalt. Das Projektil durchschlug den Leisten seines rechten Winterstiefels, den Boden der Kanzel und bohrte sich dann in den Wiesenboden. Passiert ist ihm, Sankt Hubertus sei Dank, körperlich nichts, aber den Spott seiner Jagdkameraden muss er noch heute ertragen!